Dreamworlds
Cho, Jun Ho
Mit einer unglaublichen Direktheit konfrontiert der junge südkoreanische Künstler Jun Ho Cho den Betrachter mit seinen fantastischen Menschenbildnissen. Durch die eingenommene Perspektive und die Sichtweise auf die Menschen und ihre Zivilisation führt er uns in seine, auf uns fremdartig und geheimnisvoll wirkende Welt des Fernen Ostens. Trotz der Berührung mit westlichen Traditionen wird die Kultur Koreas spürbar und übt ihre ganze Faszination auf uns aus. Durch die völlig neuartige Darstellungsart seiner Sujets hat sich Jun Ho Cho eine einzigartige Bildsprache und Bildästhetik erarbeitet, mit der er sich jeder seiner dargestellten Personen liebvoll nähert und sie mit seiner unerschöpflichen Fantasie beseelt. Vor den Augen des Betrachters erscheinen so Jun Ho Cho’s »Dreamworlds«: Traumwelten, in denen die Menschen von einer rätselhaft mythischen Aura umweht werden, deren Geheimnisse wir zu entlocken suchen.
Mit einem schier unversiegbaren Ideenreichtum visualisiert Jun Ho Cho immer wieder erneut sein Hauptthema ›Mensch‹. In den Einzelbildnissen konzentriert sich alles auf die dargestellte Person, die sich scheinbar selbstbewusst vor dem Künstler in Szene setzt. Direkt und oftmals provokant schaut sie den Betrachter an und zieht ihn so unausweichlich in seinen Bann. Die Zeit scheint still zu stehen, alles richtet sich auf den einen Moment, den der Künstler für die Inszenierung der dargestellten Figur wählt. Eine Handlung oder eine verbindliche narrative Logik wird zugunsten dieser absoluten Präsentation des Bildnisses ausgeblendet. Aber dennoch werden die Figuren von erzählerischen Elementen begleitet, die Cho allein über die Haltung und Mimik, über Kleidung und Accessoires sowie über den Raum entwickelt. So sind seine Figuren mit Tieren und Blumen, mit Puppen und Spielzeug, ›Rednoses‹ oder Mickey-Mouse-Ohren ausstaffiert.
Jun Ho Cho arbeitet dabei immer sehr stark mit Stereotypen. Häufig benutzt er das Kindchenschema. Kleine Mädchen schauen mit großen Kulleraugen, Pausbäckchen und Schmollmund den Betrachter an – mal verwundert, mal trotzig, fragend, mal traurig, klagend. Mit diesem ästhetischen Konzept, welches die Unschuld und Kindlichkeit betont, weckt der Künstler im Beschauer den Beschützerinstinkt. Doch gleichzeitig negiert und hinterfragt er die Verniedlichung, denn in dem arglosen Blick und der kindlichen Haltung der Figur schleichen sich kleine Irritationen und Verfremdungen hinein. Auf sehr subtile Weise lässt Jun Ho Cho so eine tiefer liegende, rätselhafte Bedeutungsebene durchschimmern, die er mit den Accessoires und der räumlichen Darstellung weiter auskleidet.
Diese feinen Risse im ersten, oberflächlichen Eindruck hebt der Künstler auch durch seine Malweise hervor. Farbschlieren laufen auf der Leinwand herab und ignorieren sowohl die Motive als auch die Raumsituation, wodurch dem Kindchenschema eine zersetzende und eine verletzliche Seite hinzugefügt wird.